Gruppe von Radsportlern auf der Vätternrundan in Schweden

Durch Felder und Wälder – und Steuerbord der See

Vätternrundan 2023

Waltrop/ Motala (Sverige), 30. Juni 2023: Schon auf dem Weg zum Start, den wir zusammen zurücklegen, kommen uns Mengen Radfahrer(innen) entgegen, mit mehr oder weniger gutem Licht. Es ist kurz vor 12 Mitternacht und unser Startfenster ist 00:30 Uhr. Wir, das sind Adi, Andree, Chris, Hans, Klaus, Michael und Sabine von der RSG Herne und ich, hatten unsere „Zelte“ ca. 15 km südlich vom Startort Motala aufgeschlagen. Und wer 315 km fahren will, schafft auch die 15 km zum Start.

Die Entscheidung, was man sinnvollerweise anzieht, war nicht so einfach. Die Tage zuvor hatte die Sonne geschienen und mir war es schon zu warm. Aber vor Sonnenaufgang konnte es auch noch empfindlich kühl sein. So entschied ich mich für Ärmlinge und kurze Hose, verzichtete aber auf Windweste und sonstige Kleidungsstücke, die ich hätte schleppen müssen. Die Bekleidungsentscheidung stellte sich als richtig heraus; zwar sanken die Temperaturen vor Sonnenaufgang bis auf 6°C, aber als die Sonne da war, hatten wir bestes Radfahrwetter und das änderte sich bis ins Ziel nicht!

Natürlich hatten wir vorab besprochen, wie wir die Runde angesehen wollten. Aber als wir dann um 00:30 Uhr „runtergezählt“ wurden, brauchten wir doch einige Zeit, um einen Gruppenrhythmus zu finden, da die Erfahrungen der einzelnen mit Gruppenfahren und Langstrecke sehr unterschiedlich waren. Drei hatten bereits zuvor an der Vätternrundan teilgenommen; andere bislang noch keinen Marathon absolviert. Einige fuhren mit Wattmeter, andere achteten auf den Puls oder man fuhr „nach Gefühl“. Außerdem neigt man dazu, gleich in die Pedalen zu treten. Schließlich haben wir aber einen guten Rhythmus gefunden, was auch deutlich am Zielfoto zu erkennen ist: Entspannt und zufrieden lachen wir in die Kamera!

Das erste Drittel der Tour führt nach Süden und ist vor allem durch die Dunkelheit und die Nachtkühle geprägt. Doch die sehr guten Straßenverhältnisse und die bereits kurz nach 3 anbrechende Dämmerung sorgten für ein gutes Vorwärtskommen, so dass wir nach 105 km und der Überwindung des höchsten Punktes (214 m NN) der Tour gegen 05.30 Uhr an der ersten Warmverpflegungsstelle in Jonköping ankamen, nachdem wir uns bereits in Ödeshög und Olmstad gestärkt hatten. Das warme Frühstück bestand aus Köttbullar auf Kartoffelpüree! In Jonköping dreht die Strecke nach Norden und es geht in langen Wellen auf und ab bis nach Karlsborg. Mit der Ankunft in dieser alten Festungsstadt hat man das zweite Drittel der Strecke hinter sich gebracht. Zuvor wurde die Fahrt in Fagerhult und in dem schönen Hafenstädtchen Hjo (zweite Warmverpflegung) unterbrochen. Von Karlsborg, das direkt gegenüber Motala auf der Westseite des Vättern liegt, ging es nun Richtung nördlichsten Punkt der Tour in Askersund, mit einem Stopp in Boviken. Auf diesem Teilstück überholen einen immer öfter größere Teams, die später gestartet sind und die Veranstaltung als Rennen absolvieren. Wenn man nun Richtung Südost auf das Ziel in Motala hin fährt, muss man noch zweimal kräftig in die Pedalen treten, denn es geht länger den Berg hoch. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Temperaturen wieder bei 27°C und der eine oder die andere zog es vor, sich auf Füßen hinauf zu bewegen. Am letzten „Depot“ in Godegård konnte man in viele erschöpfte Gesichter sehen, aber zugleich waren die meisten Radler(innen) euphorisiert genug, um auch die letzten Kilometer unter die Pneus zu nehmen. Ein kleiner Wermutstropfen der 315 km langen Strecke sind die 10 km vor dem Ziel. Hier müssen sich die Radler(innen) die Straße mit den Autofahrern teilen, so dass für jene abschnittsweise nur der schmale Randstreifen bleibt. Nach über 300 km kein schönes Ende einer ansonsten großartigen Strecke. Dabei nahm die Unterstützung durch Zuschauer mit zunehmender Distanz ebenfalls zu. Menschen, ganze Familien, saßen vor ihren Häusern auf Picknickstühlen, frühstückten, grillten, boten zusätzliche Stärkungen für die Radler(innen) an und vertrieben sich die Zeit mit Klatschen und Anfeuern. Selbst auf abgelegenen Ausweichparkplätzen entlang der Strecke saßen, standen Leute und feuerten die Vorbeifahrenden an. Diese Atmosphäre ist es sicherlich auch, die die Vätternrundan so besonders macht. Schließlich nach knapp 12 h reiner Fahrzeit das Einbiegen auf die Vätternpromenaden und das genüssliche gemeinsame Einrollen durch ein Zuschauerspalier ins „Mål“!

Gruppe von Radsportlern auf der Vätternrundan in Schweden
Zielfoto (sportograf.com) (von links: Klaus, Christoph, Hans, Sabine, Andree, Michael, Adi und Karl-Walter)

Foto: sportograf.com

Noch ein paar Zahlen: Teilnahme, Kontrollstelle, Verpflegung

Vätternrundan 2023

  • Anmälda: Cirka 16 000.
  • Startande: 13 041.
  • Fullföljda: 12 500.
  • Brutna: 541.

Vätternundan 315 km

Ödeshög 47 km, Ölmstad 83 km, Jönköping 104 km, Fagerhult 133 km, (at Rödån 143 km, water depot, self service only), Hjo 171 km, Karlsborg 204 km, Boviken 225 km, Askersund 256 km, Godegård 284 km.

Vätternrundan 315 km

Before start: Water and Enervit sport drink can be obtained at Stora Torget. In all depots: Water, juice, blueberry soup, Enervit sport drink, tea, coffee, pickled gherkins and buns. Bananas are served at the following depots: Ölmstad, Fagerhult, Boviken, Askersund and Godegård. Meatballs and mash potato is served in Jönköping along with porridge. Lasagne (also vegetarian lasagne) is served in Hjo. At the finish: Beverages are served and you can choose between Rostbiffwrap and Falafelwrap. Food is served at Sjögatan, besides Motala Folkets Hus and Stadsparken.